Samstag, 22. November 2014

Reise zum Mittelpunkt...



                                                          ...Rheinhessens

Nach einem Vormittag und einem halben Nachmittag im Keller vor dem Computer hält mich nichts mehr. Arbeitsmäßig kann der Tag eigentlich nichts mehr bringen für heute, also nichts wie weg!
Ich tüddel mich an, zu dieser Jahreszeit ist das naturgemäß einiges mehr als sonst und dauert auch eine Kleinigkeit länger als sonst, aber es geht dennoch flott von der Hand. Jede Minute ist nun kostbar! Das Licht ist schließlich endlich.
Mit mehreren Lagen Unterwäsche ist das Aufsteigen nicht mehr so geschmeidig wie sonst, aber letztlich kein Problem.
Ich lasse Gesa ein wenig laufen und ziehe mir derweil die dicken Handschuhe an. Visier zu und los.
Die Baustellen sind in letzter Zeit etwas zurückgegangen und so geht es in Richtung Mainz Lerchenberg. Die Strasse ist gerade frisch gemacht und Gesa läuft ruhig und leise auf dem noch tiefschwarzen Asphalt. Die Luft ist kalt und feucht, gerade einmal acht Grad. Aber durch die Jacke kommt kein Wind und bis vier Grad habe ich sie neulich schon ausgetestet. Nur die Handschuhe halten nicht ganz was sie versprechen. Die Fingerspitzen sind schon nach wenigen Kilometern ein wenig kühl.
Wohin will ich eigentlich? Ich weiß es noch gar nicht. Erst mal nur weg. Auf keinen Fall in die Stadt. Also auf die Autobahn, in Richtung Laubenheim. Und dann am Rhein entlang. Den Vormittag über war schönster Sonnenschein, aber just als ich losbreche, haben sich Wolken vor die Sonne geschoben. In Richtung Rhein sieht es aber noch so aus, als hätte es dort noch etwas schönes Licht. Frankfurt konnte ich eben, von der Höhe bei Ober Olm aus, in der Sonne liegen sehen.
In Laubenheim fahre ich ab, auf die B9 in Richtung Oppenheim und gebe Gas. Tatsächlich, hier scheint Klärchen noch heiter und es ist eine höchst leinwande Fahrt. Mörderentspannt im Sechser gleiten wir dahin. Bodenheim lassen wir rechts liegen und - sehen Bremslichter vor uns. Was ist das...? Stau? Jetzt schon? Och nö!! Also, es hilfts nichts, wir schleichen hinter den anderen hinterher. Schneckentempo. Na schön, kann ich wenigstens ein wenig nach dem Wasser schauen. Wie es wieder etwas vorwärts geht, stehe ich auf, um über den Minivan vor mir drüber zu sehen. Hier weiter zu fahren hat keinen Sinn. Das geht weiter so bis Nierstein. Also werfe ich hinter Nackenheim den Blinker an und biege ab. Die Strasse ab dem Bahnübergang ist auch neu gemacht. In Nackenheim biege ich dann ab ins Hinterland. In Mommenheim biege ich nicht, wie neulich mit den Jungs aus dem Forum, in Richtung Zornheim ab, das wäre eine etwas zu kurze Ausfahrt, sondern fahre weiter nach Rheinhessen rein.
Hinter Köngernheim fahre ich über die Bundesstrasse weiter in Richtung Friesenheim. Wie ich über den Berg komme, sehe ich ein Schild "Vorsicht! Jagd!". Ich überlege noch, ob ich zu den jagbaren Arten zählen könnte, da sehe ich sie auch schon. Unten biegt gerade beim alten Bahndamm ein Auto mit Anhänger auf die Strasse auf, gefolgt von einem kleinen Trecker, ebenfalls mit Anhänger. Sie kommen auf mich zu. Auf den Anhängern hocken sie. Grüne und leuchtorange Gestalten mit Gewehren. Jetzt nicht auffallen - denke ich mir und schon werden sie auch im Rückspiegel bereits wieder kleiner. Hinter dem Ort steht noch einer mit Hund. Auch er scheint mich nicht zu beachten. Puh!
In Hillesheim - Bahnhof biege ich ab und steuere auf Gau Odernheim zu. Die Sonne ist bereits milchig und beginnt sich für die Nacht fertig zu machen.
Hinter Gau Odernheim ist Polizei am Werke. An der Kreuzung nach Bechtolsheim haben sich zwei Autofahrer nicht direkt im ersten Anlauf über die Vorfahrt einigen können. Nun haben sie das an den Strassenrand verlegt, mit obrigkeitlicher Hilfe. Ihre Schlachtrösser zeigen Spuren eines Kampfes. Schwer zu sagen, wer gewonnen hat. Vermutlich unentschieden. Ich beschließe, mich nicht einzumischen und fahre einfach weiter. Zickzack durch Biebelnheim und dann abgebogen nach Gabsheim. He! Hier war mir doch schon ein paar Mal was aufgefallen! Richtig! Da vorne ist es.

Ich bremse ab und setze den Blinker rechts. Ein reichlich unbefestigter Feldweg empfängt mich. Gesa und ich fahren vorsichtig hinein und folgen dem Weg hoch und um die Biegung. Vor einem Parkplatzschild halte ich an und drehe Gesa um.

Der Geografische Mittelpunkt Rheinhessens! Sensationell! Ein bissel was von Käpt'n Nemo umweht mich. Ich schnappe mir die Kamera und springe um die Reben herum und stehe vor ein paar Schildern.

Ich muss lachen. Genau, aber ganz genau, darüber habe ich mich gestern abend mit Martina unterhalten! Daß Rheinhessen tatsächlich zu Hessen gehört hat und daß es deutliche fränkische Spuren gibt. Bei den Häusern und den Dächern, bei den Ortsnamen, die alle auf  -heim enden und bei der Sprache, die eine fränkische Mundart und keine hessische ist. All das und noch viel mehr steht auf mehreren Tafeln gut beschrieben hier in der Landschaft rum.
Dazu gibt es noch eine Hütte mit Bänken und einen alten Wasserhochbehälter, auf dessen Dach man aus den Oberlichtern eine Sitzgelegenheit gebastelt hat.
Für die Rutsche bin ich leider zu breit. Also genieße ich stattdessen den Ausblick.


neben Wein gibt es hier auch viel Spargel

Gesa hat währenddessen brav gewartet, ich kehre zu ihr zurück und mache mich zur Weiterfahrt fertig. Es ist in der Zwischenzeit etwas kälter geworden, es sind nur noch sechs Grad. Zeit nach Hause zu fahren. Wärmer wird es nicht mehr. Außerdem wird es langsam dunkel.
Über Schornsheim und Saulheim schlängele ich mich dann bis in meine Garage, die ich auch noch eben und eben im letzten Licht erreiche.
Eine schöne Ausfahrt. Dafür, daß ich zuerst gar nicht wusste, wo ich hinfahren sollte, ist es doch ein netter Ausflug geworden! Die Kälte war erträglich, wenn auch die Finger mir letzten Endes ziemlich kalt wurden. Ansonsten hat sich die Zwiebeltechnik einmal mehr bewährt.
Einmal mehr bin ich aber erstaunt, was den Vermarktungsstrategen so alles einfällt. Der Geografische Mittelpunkt Rheinhessens - darauf muss man erst einmal kommen. Aber - ich könnte mir bei genauem Überlegen so etwas auch für meinen Garten vorstellen...



Sonntag, 28. September 2014

Macht: BMW R 1200 GS Adventure

"Möchten Sie noch etwas trinken?" fragt mich ein junger Mann in einem blauen T Shirt, als ich mich mit einem Stück Zwetschgenkuchen in der Hand gerade umdrehe. "Ja, gerne einen Kaffee!" antworte ich und positioniere das Stück Kuchen auf seinem dünnen Pappdeckel und die Plastikgabel in der linken Hand, die schon Helm und Tankrucksack trägt. Ich nehme dankend den dampfenden Pappbecher entgegen und steuere hinaus zu ein paar Tischen und Bänken, an denen schon andere Motorradfahrer sitzen und wichtige Fachgespräche halten. "Der verkääft die, die war dem zu laut!" meint der Mann neben mir und sein Gegenüber nickt, mit nach unten gezogenen Mundwinkeln.


Ich bin in Kaiserslautern, beim Herbstfest vom örtlichen BMW Motorradhändler. Ich hatte die Tage eine Postkarte im Briefkasten gefunden, auf der ich zu dieser Veranstaltung eingeladen wurde. Probefahrten stünden unter anderem auf dem Programm. Das Wetter ist herrlich und ich muss nicht arbeiten, also habe ich mich auf den Weg hier her gemacht. Ich bin natürlich nicht auf der Autobahn gefahren, sondern wie früher auch, auf der Landstrasse. Da Sonnabend ist und es ja die Autobahn gibt, war die so leer, wie ich sie noch nie gesehen habe und ich bin entspannt, wenn auch fast nur gradaus, in die Westpfalz geglitten.
Als ich das Stück Kuchen verputzt habe und der Kaffee leer ist, wende ich mich den ausgestellten Motorrädern zu. Ich hatte eigentlich gehofft, mal eine Sertao Probe zu fahren, oder eine R1200R, also mal was ganz anderes, aber beide Maschinen haben sie nicht da. Die Sertao scheint ohnehin wohl ein Phantom zu sein. Bei Händlern sieht man höchstens mal eine Gebrauchte, auf der Webseite ist sie immer noch mit dabei und in freier Wildbahn habe ich noch nicht Eine gesehen.
Ich gehe ein wenig herum und sehe dann eine Frau eine R1200 GS erklärt bekommen und damit dann davon fahren. Dahinter steht eine R1200 GS Adventure. Der Entschluss ist da, die probiere ich. Ein Verkäufer kommt auch schon auf mich zu und meint, ich sähe so aus, als ob ich auch mal etwas Probe fahren wollte. Wir gehen also hinein und klären die Dinge, die es da zu klären gibt, ob ich einen Führerschein habe und warum, und nicht lange danach stehen wir wieder neben der Maschine und er steckt den Schlüssel ins Schloss und erklärt mir die meisten der Griffe und Knöpfe, die es da so gibt. Das Handrad auf der linken Seite lässt er aus und so kann ich nur mutmaßen wozu es wohl dienen mag.
Ich setze mich auf die Maschine, sie ist einiges niedriger als Gesa, und bekomme noch mal gesagt: "Das sind 125 PS und 125 Nm, das ist einiges mehr als bei Ihrer!". Ich glaube ihm gerne, drücke auf das Starterknöpfchen und lausche dem, was ich damit erwecke. Es ist ein absolut typischer Boxersound, der da von unten hoch kommt. Es gibt kaum Vibrationen. Die Worte des Mannes in Blau in den Ohren, drehe ich vorsichtig am Gasgriff und unter den neugierigen Blicken der umstehenden Biker rolle ich langsam los. Auf einen Start in Galeriestellung, durch die Rabatten auf die Strasse, verzichte ich dieses Mal lieber. Abgesehen davon daß ich das auch noch nicht geübt hätte...
Mein erster Eindruck ist: Das geht alles sehr direkt. Ich ahne, woher das Wort "Antriebsstrang" kommen mag. Die Maschine hat Kardanantrieb und man merkt den Unterschied zur Kette recht deutlich. Schon bei ganz langsamer Fahrt. Da ist kein bisschen Luft drin. Der Gasgriff hat auch kein Spiel, warum auch, es ist ein "Ride - by - Wire" System. Da gibt es keine mechanische Übertragung im herkömmlichen Sinne. Das Fehlen von Vibrationen ist sehr bemerkenswert. Höchstens kommt mal ein Bitzeln von unten durch den Sattel. Das stammt vom Kardan, man spürt regelrecht die Zahnräder.
Ich tauche also ein in die Welt von Tele - und Paralever. Ich hatte gehört, daß es bei solchen Maschinen beim Gasgeben ein deutliches "Kippen" um die Motorachse geben soll, davon merke ich hier aber nichts. Vielleicht liegt das an der Motorschwungmasse, die bei der Adventure Variante ein Kilo größer sein soll.
Am Opelkreisel verlasse ich die Stadt auf einer vierspurigen Strasse in Richtung Weilerbach und schleiche hinter einigen anderen Autos hinterher. Wir kommen an einem hunderter Schild vorbei und ich ärgere mich gerade, daß die vor mir nicht in Gang kommen. Da fällt mein Blick auf den Tacho. 120. Oh, Entschuldigung... Das hätte ich nie im Leben geglaubt! Hätte man mich gefragt, ich hätte was von der Hälfte erzählt. Es gibt hinter der großen Frontscheibe und der üppigen Verkleidung um den Tank keinerlei Luftzug. Wenn das Knattern am Helm nicht währe, man könnte an eine Computersimulation glauben. Ich habe keinen Eindruck von der Geschwindigkeit, das Fahrwerk schluckt Unebenheiten perfekt und die Geräuschentwicklung des Motors ist als in höchstem Maße moderat zu bezeichnen. Das ist tief beeindruckend.
Die Frontscheibe ist zwar verstellbar, mit einem Drehknopf an der rechten Seite, aber wohin ich auch drehe, das Knattern hört nicht auf. Wenn ich mich tief dahinter ducke, ist es fort. So kann ich aber nicht fahren. Das ist also, genau wie bei der F800GS Adventure, zu klein für mich.
In Weilerbach fahre ich von der breiten Strasse ab und finde einen schönen Weg ins Hinterland. Es geht in Richtung Erzenhausen. Ich komme an einer kleinen Abzweigung vorbei und sehe im Weiterfahren eine herrliche kleine Strasse. Die möchte ich fahren. Ich sehe ein Stück vor mir eine Wegeinmündung und mache Halt. Diese Stelle nutze ich, ein paar Bilder zu machen. Ich stelle die Maschine hin. Die Lage des Seitenständers ist recht ungewöhnlich für mich, der sitzt unterhalb der Pedalerie und ist mit einem kleinen Hebelchen hinunter zu treten. Ich bin wieder überrascht, wie leicht die Maschine wirkt. 260 Kg sind kein Lercherl, aber davon ist weder im Stand, noch eben auf der Fahrt etwas zu merken.

Alles andere als ein Fahrrad... R1200GS Adventure

Kompakter Eindruck, 30 Liter Tank

Too much Information... Mir erscheint das Cockpit etwas unübersichtlich für ein Motorrad

Ich fahre wieder los und biege in die nette kleine Strasse ab, in Richtung Eulenbis. Die Strasse kommt mir kaum breiter als die Maschine vor, aber ein entgegenkommender Autofahrer macht ehrfürchtig Platz, als ich vor ihm auftauche. Dieses Riesending ist unglaublich leicht zu fahren. Die Lenkung ist ausgesprochen präzise und man hat keinen Moment das Gefühl, so ein mächtiges Gerät zu steuern. Ich fahre damit durchweg einiges schneller als mit Gesa. Habe aber absolut kein unsicheres Gefühl.
In der Zwischenzeit hat sich neben der bereits leuchtenden Tankanzeige noch eine weitere Warnleuchte etabliert. Im Display blinkt hektisch die Reifendruckwarnanzeige. 2.5 steht da und blinkend 2.2 dahinter. Ich schließe daraus auf wenig Luft im Hinterreifen. Also kürze ich die Ausfahrt etwas ab. Über Otterbach komme ich zurück nach Kaiserslautern. An einer Tankstelle fülle ich ein paar Liter Benzin nach und gebe Luft auf die Reifen. Das geht bei Gesa wesentlich leichter. Lediglich hinten erleichtert der Kardanantrieb mit der Einarmschwinge den Zugang zum Ventil. Ich hatte die Maschine von der Zapfsäule nach dem Bezahlen zur Luftstation geschoben. Das ging sogar recht gut. Der tiefe Schwerpunkt wird da wohl Wunder wirken.
Als ich auf den Hof des Händlers komme und die Maschine wieder heil abstelle, bin ich allerdings schon froh, daß alles glatt gegangen ist. Die knapp 20.000 € , die das Motorrad kostet in der Ausstattung, sind nicht Nichts.
Wegen des Luftverlustes wird die Maschine dann sofort herausgezogen.

Auf dem Heimweg bin ich total froh, wieder auf Gesa zu sitzen. Diese riesige GS Adventure ist Galaxien von dem entfernt, was ich beim Motorradfahren suche. Ein tolles Gerät, keine Frage, aber Motorradfahren sieht für mich anders aus. Ich stelle mir auf der R1200GS eher einen Jethelmtragenden Manager im Armani Anzug vor, der das als Rollerersatz benutzt. Oder den etwas ergrauten Motorradfahrer, der es noch mal wissen, aber auf nichts verzichten möchte. Eines strahlt diese Maschine auf jeden Fall aus: Macht. "Burg Forchtenstein" schrieb der Reitwagen, dem ist Nichts hinzu zu fügen.


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30.01.2015
Ein kleiner Nachtrag ist fällig: Daß ich weder die Sertao, noch die R1200R dort gesehen habe, ist kein Zufall. Beide gibt es im aktuellen Programm entweder gar nicht mehr, oder in veränderter Form. So hätte es also wenig Sinn gemacht, diese "ollen Kamellen" noch groß zur Schau zu stellen. Und die neue 1200R war zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit.

Dienstag, 23. September 2014

Hütchenspiele

"Einen schönen guten Tag!" rufe ich fröhlich, als ich kurz nach fünf in den karg ausgestatteten Verkaufsraum von ATU in Mainz Bretzenheim eintrete. Die rot gekleideten Mannen schauen mich groß an. Zielsicher steuere ich die Abteilung mit Zweiradartikeln und Sicherheitsausstattung aller Art an. Ich blicke mich kurz um - und da stehen sie! Hütchen! So kleine, orangene Gesellen, mit weißen Streifen, genau wie in der Fahrschule auch.
Ich nehme die beiden letzten dort stehenden Netze und gehe zur Kasse. "Vierachtunneuzig!" sagt der Mann hinter dem Tresen und ich frage verdutzt nach "für alle beide?" - "Ja?" - Schön, also wandern € 4,98 über die Budel und ich schnappe die Beute und den Kassenzettel und verschwinde nach draussen.

 
Büt mokt: Die Netze mit dem neuen Spielzeug stehen auf Gesas Sitzbank (die noch Spuren vom Wochenende zeigt...)

Mit dem Messer habe ich rasch die Netze aufgeschnitten und die acht Hütchen ineinandergeschoben und im Tankrucksack verpackt. Auf dem Kassenzettel sehe ich, wieso die Dinger so günstig waren. Auf Garten und Freizeitartikel gibt es 50%!
Los gehts zur "Natorampe". Dazu fahre ich auf die Autobahn, um um die Stadt zu dieser Uhrzeit herum zu kommen. Auf der Autobahn kommen mir nun die ganzen Leute, die in Frankfurt und Umgebung arbeiten und nach Hause strömen entgegen.
Ich biege nach ein paar Minuten auf die Zufahrt der "Natorampe" ein und bin erst mal enttäuscht. Da hat doch ein lokal bekannter Abfallentsorger seinen LKW Aufsatz genau dort hin gestellt, wo ich üben möchte. Ich bin aber ja Kummer gewöhnt und so parke ich Gesa ungerührt und baue die zipfelige Bande halt ein Stück weiter hin auf. Platz ist dann noch gerade ausreichend.

        Das Pflaster auf der "Natorampe" ist erstaunlich griffig und man braucht nicht bange zu sein.

Ich baue zunächst die Strecke für die Slalomfahrt mit Schrittgeschwindigkeit auf und nehme dann stückweise immer mehr Hütchen weg, bis ich am Ende der Übungseinheit nur noch zwei zu stehen habe. Davon wird eines versetzt aufgebaut, wie in der Fahrschulzeit auch, und ich übe daran das Ausweichen bei 50 Km/h.
Am Platz, wo man umdreht, stehen drei Jungspunde, mit Monster - Lederkombi und besehen fachmännisch eine Ninja und noch ein verkleidetes Bike und feixen sich eins, wenn ich zum Rumdrehen vorbei komme.
"Lot jem" denke ich mir und fahre unbeirrt meine Übungen. Ob die drei wohl noch alles beherrschen, was sie einst gelernt haben? Ich merke, daß dieses Ausweichen sich schon wieder ganz schön verschliffen hat, während die anderen Übungen, also der Slalom im Schrittempo und bei Tempo 30 erwartungsgemäß sehr gut laufen. Die Schrittempo Übung schaffe ich sogar so langsam, daß sich die Tachonadel nicht rührt. Auch die Bremsübung klappt gut. Das Ausweichen übe ich so lange, bis es wieder einigermaßen sitzt. Im Ganzen hat das gerade mal eine halbe Stunde gedauert.
Mit den Hütchen klappt das alles sehr viel besser als vorher, wo ich lediglich mich an den Punkten auf dem Pflaster orientieren konnte. Das wird nun ein regelmäßiger Programmpunkt werden. Vielleicht erweitere ich es noch um andere Übungen.


Wie sieht es bei Euch aus? Sitzt noch alles, was Ihr mal in der Fahrschule gelernt habt? Knapp zehn Euro für unbezahlbaren Spaß beim Üben und etwas mehr Sicherheit sollten nicht zu viel sein...


Montag, 22. September 2014

Stadt - Land - Fluss Tag 4: Warum ist es am Rhein so schön?

Im Morgengrauen holt mich ein ungewohntes Geräusch an die Bewusstseinschwelle hoch. Das muss ein Zug sein. Wieso? Ach, ich bin im Rheintal. Da ist das normal. Und weg bin ich wieder. Bis - wie üblich - um acht mich mein Wecker im Händi wieder aus Morpheus Armen befreit. Ich wälze mich noch ein paar Mal hin und her, aber mit ohne Schaf im Arm macht das auch keinen echten Spaß und so krieche ich aus dem Bett. Draußen - das sehe ich auch ohne Brille - Regen. Dicke Wolken kommen tief von den gegenüberliegenden Hängen bis fast auf den Boden herab.

Stilleben mit Rheintal


Ich mache das Radio an und verziehe mich ins Bad. Das Bad ist Puppenstubeneng und ich muss den Kopf einziehen, wenn ich in den Spiegel schauen möchte und frage mich, wie beleibtere Personen es denn in die Dusche schaffen sollen. Geschweige denn, wieder hinaus. Aber das Haus ist im Kern uralt und gerade unterm Dach gehört das mit dazu.
Nachdem ich mich soweit fertig gemacht habe und die meisten meiner Sachen verpackt habe, telefoniere ich noch mit Tom und danach gehe ich runter zum Frühstück.
Das Frühstück finde ich im Gastraum des Cafés und ich würde gerne vom Kuchen probieren, aber so früh am Morgen ist sowas selbst für mich schwer. Ich beschließe deshalb lieber etwas vernünftiges zu mir zu nehmen. Das Buffet präsentiert sich nicht überbordend, eher klassisch und nicht unähnlich dem was ich gestern hatte. Rührei und Speck gibt es also auch hier nicht, dafür wieder ein gutes gekochtes Ei. Wurst und Käse sind sehr in Ordnung und auch die Brötchen finden meine Zustimmung und der Kaffee sowieso. Ich unterhalte mich noch mit Wanderern aus Diepholz, die mich gestern auch im Helmtauchermodus beobachtet hatten und irgendwann erscheinen auch noch die jungen Leute, die ich gestern im Treppenhaus verschreckt hatte. Trotz meines gelben T Shirts scheinen sie mich nicht mit dieser Kreatur von gestern in Verbindung zu bringen. Oder sie sind noch nicht richtig wach...
Wie ich fertig bin, unterhalte ich mich noch mit der Bedienung, die mich aufrichtig dafür bewundert daß ich alleine unterwegs bin und so tapfer den Naturgewalten trotze.
Bevor ich dann hoch gehe, schiebe ich Gesa noch etwas zurück, damit ich besser an sie heran komme und sie auch abtrocknen kann vorm Beladen. Ich hole erst mal die Gepäckrolle von oben und trockne Gesas Sattel ab mit Handtüchern, die mir die nette Bedienung zur Verfügung gestellt hat und verzurre dann die rote Ortliebrolle. Danach hole ich den Rest und mache mich fertig zum Aufbruch. Ich mache das Tor wieder auf und starte den Motor. Langsam rolle ich aus dem Hof und stelle die Maschine kurz ab um das Tor zu schließen.

Das "Café am Rheinsteig" in Leutesdorf hat mich sehr freundlich empfangen, obwohl die Umstände meines Anlandens nicht optimal waren. Ich habe gut geschlafen, von den Zügen fast nichts gehört und gut gefrühstückt. Bezahlt habe ich 35,- € und ich würde es jederzeit wieder tun.

Ich biege nach links auf die B42 in Richtung Süden ein und fahre nach Neuwied zurück. Der Regen ist wieder stärker geworden und so verzichte ich auf eine Runde durch die Stadt, zumal ich Neuwied ohnehin jetzt nicht als solchen High End Kracher in Erinnerung habe. Ich beschließe, mich bei geeigneterer Gelegenheit auf die Suche nach der verborgenen Schönheit dieser Stadt zu machen. Der Einfachheit halber bleibe ich auf der B42, die hinter der Stadt zur vierspurigen Strasse wird und folge ihr in Richtung Koblenz. In Vallendar, als die Straße wieder zur normalen Bundesstrasse geworden ist, kommt mir ein Auto entgegen, auf dessen Anhänger eine Heinkel Tourist verladen ist. Kurz darauf begenet mir noch einmal ein Auto mit Anhänger und zwei Tourist drauf. Ich will gerade mit mir wetten, daß das nächste Auto mit Anhänger drei von den Rollern geladen hat, da kommt mir ein ganzer Schwarm von Heinkel Tourist entgegen. Trotz des Wetters winken sie mir fröhlich zurück, als wir uns passieren. Diese historischen Roller kenne ich, weil zwei Kollegen auch solche haben und damit gelegentlich zur Arbeit kommen.
An Ehrenbreitstein fahre ich auch haltlos vorbei und denke an das schöne warme Wetter von neulich, als ich das letzte Mal hier war. Hinter Ehrenbreitstein wird die Strasse wieder Autobahnähnlich und ich fahre in Lahnstein ab. Schließlich möchte ich etwas sehen. Ein mir entgegenkommender Motorradfahrer hatte mich eben noch über die Leitplanke hinweg gegrüßt, was ja eher selten ist. Aber wahrscheinlich ist es das was ich über Winterfahrer gelesen habe. Da soll frenetisches Grüßen und anschließendes gemeinsames  Lagerfeuermachen keine Seltenheit sein.
Lahnstein wirkt völlig ausgestorben an einem regnerischen Sonntagvormittag. Wäre es trocken jetzt, es würden diese verdörrten Büsche über die Strassen geweht werden. Zum Anhalten kann ich mich nicht entschließen. Meine Lust ist irgendwie in der Nähe von Null. Das muss sich ändern. Also fahre ich in Braubach ab. Der Weg zur Marksburg ist aber durch eine Baustelle eingeschränkt und so drehe ich um. Wer weiß, wie weit ich dann laufen muss. Wie ich umgedreht habe, stelle ich fest, daß ich den Tracker heute morgen gar nicht angestellt habe. Das hole ich gleich nach und mache noch, eher lustlos, ein Foto bevor ich weiterfahre.


In Braubach war ich das letzte Mal bei ganz tollem Wetter und so kann mein heutiger Besuch nicht wirklich mithalten. Ich beschließe, das Bild, das ich von diesem Ort im Gedächtnis habe, nicht mit diesem Regeneindruck zu übertünchen.
Auf der Bundesstrasse ist nicht viel los. Durch Kamp - Bornhofen hindurch habe ich zwar einen Autofahrer vor mir, der hat aber bald ein Einsehen und biegt ab. Gegenüber von Bad Salzig halte ich an. Waren das nicht eben Paddler gewesen? Doch...

                          Die schwarzen Punkte im Wasser da hinten sind keine Bildstörung.

Das müssen harte Hunde sein. Der Rhein ist schon bei gutem Wetter nicht ohne. Paddeln möchte ich hier nicht. Die Strömung und der Schiffsverkehr sind gewaltig und es gibt submarine Hindernisse, die Strudel verursachen. Da empfinde ich meinen eigenen Ausflug auf die Elbe seinerzeit, zwischen Blankenese und Wedel, als weit weniger gefährlich. Trotz Groß - Schiffahrt dort.

              Ich weiß jetzt, wieso die in Science Fiction Filmen immer beleuchtete Helme haben...
                                         Blick Richtung Kestert: Alles Grau und Düster

In St. Goarshausen biege ich dann ab und fahre hoch zur Loreley. Wie ich am Parkplatz ankomme, soll ich für das Parken etwas bezahlen. Bei schönem Wetter hätte ich das sicher gerne getan (es wird nachgeholt!), aber jetzt? Nur um dann ins graue Rheintal zu blicken und doch nichts zu sehen wegen der Regensuppe? Nein. Ich drehe um. Später lese ich im Internet, dort habe sich an dem Wochenende das "Heinkel Treffen 2014" ereignet. Davon war aber zu dem Zeitpunkt schon nichts mehr zu sehen gewesen. Schade! Deshalb also die hohe Heinkel - Rollerdichte in Vallendar!
Auf dem Rückweg nach St. Goarshausen halte ich noch einmal für ein Foto an.

 vermutlich wird die Strassenverwaltung hier auch schon ein Stativ als Service fest installieren können

Wie ich zurück auf der Bundesstrasse bin, wird der Regen wieder stärker und störender. Ich fasse den Entschluß, nun nur noch nach Hause zu fahren, ohne Umwege. So bleibt dann auch Blücher in Kaub unfotografiert. So etwas werde ich bei schönem Wetter noch einmal in Ruhe mir vornehmen.
Irgendwo im Nirgendwo kommt mir auf dem Rhein auf einmal ein Segelschiff entgegen. Kein kleiner Freizeitskipper, nein, eine Jalk, oder ein Ewer, oder so was. So richtig mit zwei Masten und Seitenschwert.

                   Leider kann ich nicht anhalten und so zeichne ich es später aus der Erinnerung.

Hinter Assmannshausen stehe ich wieder an den Baustellenampeln. Bei der ersten Baustelle kommen mir ein paar traurige Motorradfahrer entgegen. Ich sehe ihre Enttäuschung über den verpfuschten Sonntagsausflug in ihren Gesichtern. Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es dann weiter. Gegenüber des Mäuseturms stehe ich dann aber schon wieder an einer Baustelle.

                            Es schüttet. Ein bissel was hat es vom Stehen unter der Dusche

Zwischen Sonntagsfahrern quäle ich mich durch Rüdesheim. Wie ich aus dem Ort hinaus bin, bemerke ich Wassereinbruch. Diesmal hat auch die Motorradhose nicht dicht gehalten. Meine Laune schrabbt nun endgültig am Boden entlang. Mit nasser Hose ist mit mir nicht gut Kirschen essen. Ich bin nur froh, daß ich es nun nicht mehr weit bis nach Hause habe. In spätestens einer Dreiviertelstunde werde ich im Trockenen sein. Ich verzichte darauf, durch die kleinen Dörfer des Rheingaues zu fahren und halte einfach nur Kurs Richtung Heimat. Auf den letzten Kilometern, bevor ich dann endlich da bin, kommt starker Seitenwind auf. Das ist richtig, richtig unangenehm.
Ich rolle auf den Hof, grabbele nach dem Schlüssel für die Garage und kurz danach steht Gesa, mit mir um die Wette tropfend, wieder in der Garage. Als ob nichts gewesen wär.


Ich bin erst einmal bedient, schnalle die Sachen von Gesa ab und sehe zu, daß ich nach Hause komme. Mir ist kalt, mir ist nass - und überhaupt. Erst mal gute Nacht, Gesa!


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Wie ist nun das Fazit dieser Reise?
Fabelhaft! Wunderbar! Alles so lassen! - Ähm, nicht alles. Dieses daß ich immer im tiefsten Regen nach Hause komme und mir so der Rückreisetag versalzen wird, das muss ich ändern. Ich scheine da eine I- Cloud gebucht zu haben. (Noch mal in den Einstellungen des Händis suchen...) Überflüssig zu erwähnen, daß es bald nachdem ich zu Hause war, aufgehört hat zu regnen...
Aber ich habe eigentlich genau das auf der Reise gehabt, was ich beim Motorradwandern gesucht habe. Das Ganze taugt mir schon sehr. Ich muss mich nur noch etwas mehr zum Fotografieren bringen. Das vernachlässige ich noch zu sehr.
Bei dieser Reise habe ich Orte besucht, an denen ich lange nicht mehr gewesen bin, ich war in Saarbrücken, wo ich angefangen habe zu arbeiten seinerzeit, ich habe Neues gesehen, die Saar bis zur Mündung in die Mosel kannte ich bislang nur kaum und wenn dann am ehesten auf der Strecke bis Völklingen. Die Mosel ist wunderschön, und wenn nicht der große Touristenrummel in den Orten ist, dann ist es wirklich heimelig.
Die Etappen, die ich mir vorgenommen habe, waren nicht zu lang und nicht zu kurz und ich kann nun auch gut einschätzen, was an einem Tag locker und ohne Stress machbar ist mit dem Motorrad.
Meine Ausrüstung hat sich im großen und ganzen sehr bewährt. Die Ortlieb - Rolle, darüber braucht man, glaube ich, keine großen Worte mehr zu verlieren, die hat sich selbstverständlich bewährt, sie war absolut wasserdicht, egal was für Regen gewesen ist. Ich hatte mir im Vorfeld noch einen zweiten Packsack zugelegt und auch die Entscheidung war richtig gewesen. Von der Gepäckmenge wird es nun auch auf längeren Touren nicht mehr sehr abweichen, lediglich etwas mehr Unterwäsche werde ich dann mitnehmen. Die Jeansjacke mitzunehmen war sehr gut, ich habe so auch nicht groß gefroren, als ich am Sonnabend Abend in Leutesdorf zum Essen gegangen bin. Nur mit den Schuhen, da habe ich falsch gelegen. Ich musste auch unbedingt welche mitnehmen, die ich noch nicht richtig eingelaufen hatte. Das hatte sich ja gleich am ersten Abend gerächt.
Was ich festgestellt habe, es kann sich auszahlen, wenn man so eine Reise eine Kleinigkeit besser plant im Vorfeld. So habe ich zum Beispiel den alten Friedhof in Offenbach Hundheim nicht gefunden. Das wird das nächste Mal geändert.
Die Hotelzimmer im Voraus zu bestellen, das war sehr gut, an der Stelle hatte ich gut geplant. Ich bin auch dieses Mal nicht mit meiner Wahl eingebrochen und habe an allen drei Stellen sehr gut genächtigt.
Mit Gesa bin ich sehr gut zurecht gekommen, auch bei wirklich widrigem Wetter.
Womit ich allerdings so gar nicht zufrieden war, das war die Leistung der Regenkombi. Das ist nun schon Nummer zwei, die nicht dicht gehalten hat. Und das, obwohl es zwei sehr unterschiedliche Materialien sind. Wo dieses Mal das Wasser herkam, das kann ich mir nicht erklären. Besonders ärgerlich war natürlich, daß die Motorradhose nun auch irgendwann versagt hat. Wie machen denn das Leute in Breitengraden wo es häufiger und mehr regnet als hier? Für Tips um eine richtig dichte Regenkombi bin ich aufrichtig dankbar!
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Nach langem Suchen im Netz bin ich dann übrigens wahrscheinlich dem Segelschiff auf die Spur gekommen! Es wird sich wohl um die Stevenaak "Helena" aus Rotterdam gehandelt haben, die ich auf ihrem Weg zurück von Basel gesehen habe.




Heute bin ich 141 Kilometer gefahren. Damit bin ich auf dieser Reise insgesamt 733 Kilometer unterwegs gewesen.

Sonntag, 21. September 2014

Stadt - Land - Fluss Tag 3: Oh Mosella!

Mein Wecker reißt mich um acht jäh aus den Träumen. Ich habe tiptop geschlafen und springe erholt aus dem Bett. Draußen ist der Tag noch nicht so recht in Schwung gekommen, es ist neblig und ein wenig grau.
Ich stelle das Radio im Händi an und begebe mich ins Bad. Als die plattdeutschen Nachrichten auf 90,3 laufen, ziehe ich mich schon an und schminke mich.

                    Der Blick aus dem Badezimmerfenster auf den Hof. Könnt Ihr Gesa sehen?

In der Zwischenzeit hat sich der Nebel ziemlich verzogen und eine goldene Sonne taucht alles in ein wunderbares Licht. Ich packe meine Sachen und danach geht es dann zum Frühstück.


Für das Frühstück ist in einer Gaststube ein einziger Tisch vorgesehen und wenn mehrere Gäste gleichzeitig frühstücken wollen, dann müssen sie nebeneinander sitzen wie auf der Hühnerstange. Ich bin zum Glück alleine und kann mich ausbreiten. Das Frühstück ist sehr minimalistisch, aber vollkommen ausreichend. Auf Schmähs wie Rührei und Speck muss ich allerdings verzichten. Dafür gibt es für mich ein gekochtes Ei. Wenn ich nicht so völlig einsam dort sitzen würde, es wäre eher wie ein Frühstück zu Hause.
Ich sehe zu, daß ich fertig werde und bezahle. Danach hole ich meine Sachen und belade Gesa.
Der Wirt hatte die ganze Zeit im Hof gesessen und gelesen, aber als ich mich verabschieden möchte, da ist er auf einmal verschwunden. Also schubse ich Gesa so auf die Strasse und starte den Motor. Mit einem letzten Blick zurück kupple ich ein und gebe Gas.
Auf meinem Weg zurück nach Saarburg komme ich wieder durch den schönen Wald und an schönen, saftigen, nun nach dem Regen und dem Nebel in der Nacht in der Sonne glitzernden Wiesen vorbei. Ich blinzele in die noch tiefstehende Sonne und bin happy.
In Saarburg stelle ich Gesa auf einem Parkplatz ab und mache mich auf den Weg in die Altstadt. Der Mann gestern abend hatte etwas von einem Wasserfall erzählt. Ich bin also gespannt. Zunächst erinnert mich die Stadt ein ganz klein wenig an Städte wie Stade, oder Buxtehude, die auch so einen geschwungenen, in Mauern gefassten Wasserlauf im Zentrum haben.

                                                           Ein Bilderbuchblick.
Doch schon nach wenigen Metern kündigt sich zumindest akustisch schon etwas anderes an. Es gibt ein Rauschen, das immer stärker wird, je näher ich komme und auf einmal stehe ich auf der Brücke, die Simon and Garfunkel seinerzeit vor Augen gehabt haben müssen.

                                                      Reichlich Trabbel im Wasser

Es geht hier ordentlich tief runter. Unten erkenne ich einige Wassermühlen. Alles in Allem ein recht einmaliger Blick


Dabei steht die Altstadt von Saarburg diesem Highlight in Nichts nach. Hübsche kleine Gässchen, nette Häuser und viele schöne Geschäfte.


                                                        Der Saarburger Wasserfall

Auf dem Rückweg kaufe ich mir noch ein Brillenetui für meine Lesebrille und freue mich über die freundliche Atmosphäre in diesem Städtchen.
Ein engagierter BMW Biker, der schon ein paar Mal hin und her gefahren ist, erinnert mich daran, daß ich eigentlich weiter wollte und so kehre ich zu Gesa zurück und mache mich wieder fertig zur Weiterfahrt.
An der Saar geht es dann weiter in Richtung Konz, ich fahre allerdings nicht über Wiltringen, sondern auf einer kleinen Strasse nach Kanzem. Dort überquere ich die Saar ein letztes Mal und gelange schließlich nach Konz hinein. Den Ort als solchen schaue ich mir aber nicht an, ich fahre gleich weiter in Richtung Trier. Nun folge ich der Mosel. Ein Harleyfahrer kommt mir entgegen und ich stelle mal wieder fest, daß je größer und mächtiger die Frontverkleidung und das Motorrad ist, desto schwerer fällt den entgegenkommenden das Grüßen. Vermutlich erfordern solche Fuhren den jederzeitigen kompletten Einsatz des Fahrers. Oder sie grüßen halt einfach keine Gelbjackerlträger. Aus Prinzip. Ich beschließe dem bei Gelegenheit im Rahmen eines Selbstversuches auf den Grund zu gehen.
Als ich nach Trier hineinkomme, gerate ich genau in die Hauptverkehrszeit. Es ist Sonnabend und alle Welt zieht es nun in die Stadt. Mich daraufhin nicht, ich lasse auch Trier rechts liegen und sehe zu, daß ich weiter komme. Es sind auffallend viele Fahrschulen unterwegs und halten den Verkehr entsprechend auf. Auch sie sind ja auf den Sonnabend angewiesen, denn wann sonst haben die Leute Zeit tagsüber zu fahren.
Am Verteilerkreis fahre ich von der nun zur Autobahn werdenden Strasse ab und folge der parallel verlaufenden Strasse. Die wird mich dann auch ins Moseltal weiterbegleiten. Der Zustand ist allerdings auf Trierer Stadtgebiet katastrophal. Riesige Schlaglöcher bringen einen dazu Slalom zu fahren. Das wird erst besser, als ich durch Ruwer durch bin und langsam ins Land vordringe. In Longuich komme ich über eine sehr kleine Brücke auf die andere Moselseite. Im besten Licht folge ich dem Fluss auf der wenig befahrenen B 53. Es geht vorbei an Feldern auf der rechten Seite und Weinbergen auf der linken. Auf an der Mosel belegenen Campingplätzen ist weiß die vorherrschende Farbe. Ich genieße die Fahrt auf der ruhigen Strasse und gleite mit Gesa im sechsten dahin. Lediglich in den Ortschaften schalte ich runter in den vierten und lasse sie rollen. Ich habe in der Zwischenzeit die Moselseite gewechselt und komme so nach Neumagen - Dhron.
Ich folge der Strasse und komme vor einer Kirche zum stehen. Davor steht das "Neumagener Weinschiff". Zumindest seine Replik. Also, eine davon... Eine andere hatte ich vor Jahren schon mal in Trier in einem Restaurant, das unter anderem römische Speisen anbot, gesehen.

                                        Aus einer Zeit, als noch gerne gerudert wurde

Das "Neumagener Weinschiff" war wohl mal Teil eines Grabmales und der Beruf dessen, der es in Auftrag einst gegeben hat, kann unschwer erraten werden.
Gegenüber sitzen einige Motorradfahrer aus den niedrigen Landen beim Kaffee vor einer Bäckerei und blinzeln in die Sonne. Mit mir waren zwei Radfahrer gekommen, die jetzt mit Fotoapparaten um die Kirche ausgeschwärmt sind. Ich lasse mich nicht lange lumpen und zücke auch meine Kameras und tue es ihnen gleich.

                                         Allerhand Altes auf einem Bild...
                    Nicht alles mit gelbem Nummernschild kommt auch aus dem gleichen Land...

Als ich wieder bei Gesa stehe und mich langsam zur Weiterfahrt fertig mache, da bricht auch das Radfahrerpärchen wieder auf. Er lässt sie etwas vor fahren und als er mit mir alleine auf dem Platz vor der Kirche steht, bewundert er Gesa und mich, fragt mich ob ich alleine unterwegs bin und wünscht mir eine gute Weiterfahrt. Das durfte sie wohl nicht mitbekommen...
Das steinerne Weinschiff hat sich als etwas zu viel für die Speicherkarte in meiner Kamera herausgestellt. Sie ist voll. Ich Doof habe natürlich nicht an Ersatz gedacht. (ist notiert fürs nächste Mal) Also geht nun die Sucherei nach einem Laden los, der so eine Speicherkarte haben könnte. In einer Touristenregion, denke ich und habe noch die Regale mit Farbfilmen seinerzeit in Erinnerung, sollte das kein Problem sein. Mit dem Gedanken halte ich in Piesport bei einem Supermarkt an, bei dessen Größe man durchaus mit so etwas rechnen könnte. Kann man aber nicht. Die nette Dame an der Kasse ruft noch eine Kollegin herbei und beide überlegen, wo ich Erfolg haben könnte mit meinem aussergewöhnlichen Anliegen. In Bernkastel - Kues, so ist man sich einig, sei alles viel größer und besser und folglich solle ich es dort noch mal versuchen. Ich bedanke mich und ziehe von dannen. Ich wechsele vor Minheim wieder die Moselseite und fahre auf einer schönen kleinen Strasse nach Bernkastel - Kues. Wie ich schon fast wieder raus bin aus der Stadt, finde ich einen Markt, der so groß ist, daß ich es noch einmal mit meiner Speicherkarte versuche. Diesmal habe ich Glück und bekomme eine SD Karte verkauft. Draußen am Motorrad wird die auch gleich fertig gemacht und in die Kamera gesteckt. Bernkastel Kues ist heute auch voll mit Touristen, Auto - und Motorradfahrern und es macht mir keinen Spaß hier länger zu verweilen als es unbedingt nötig ist. In flotter Fahrt geht es also, wieder auf der anderen Moselseite, weiter. Hinter Zeltingen - Rachtig begegne ich den Pfeilern des im Bau befindlichen Hochmoselüberganges. Ein riesiges Monster, das die Landschaft zerschneiden wird. Das wird ganz anders wirken als die Brücke vor Koblenz. Durch Erden geht es nach Lösnich. Ich folge der Strasse weiter, bin aber nicht wirklich sicher, ob diese Strasse auch weiter führt. Das sieht alles seehr nach Wohngebiet aus und da hinten geht das in einen Feldweg über. Doch, ich habe Glück und nach links gelangt man auf eine kleine, schmale Brücke. Die ist kaum breiter als ein Auto. Ich möchte eigentlich anhalten und fotografieren, aber ich sehe von beiden Seiten Autos kommen und zwänge mich durch und verschwinde. Viel Spaß Jungs!
Wieder auf der Bundesstrasse, komme ich dann durch Kröv. Hier kann man noch gut die Spuren des Felssturzes am gegenüberliegenden Hang sehen, der vor gut zwei Jahrzehnten hier alle in Atem gehalten hatte.
Langsam müsste ich mal tanken. Ich habe gute Hoffnung, daß ich in Traben - Trarbach eine Tankstelle finden kann. Die gibt es dort dann auch, aber leider haben die nicht Gesas Lieblingsbenzin. Trotz mürrischer Blicke gehe ich auf keine Experimente ein und lasse die Luft aus dem Tank. Nachdem ich bezahlt habe, suche ich mir ein schönes Plätzchen an der Mosel, wo ich ein wenig Pause machen kann.


Ich sitze am Ufer und mache mich über die Reste von meinem Frankreich Ausflug gestern her. Von der anderen Moselseite dringt Musik herüber. Offenbar ein Platzkonzert. Das Wasser trägt den Ton sehr gut und es ist beinahe als wenn ich daneben stehen würde. Nur nicht so laut.
Etwas abseits von mir sitzen drei junge Frauen und bemühen sich so genervt wie möglich auszuschauen. Vermutlich haben sie auf bunten Fernsehkanälen gelernt, daß frau das so macht, denn ihre Kleidung ist auch wie man es bei Dauerkonsumenten dieser Sender vermuten würde.
Gesa schaut derweil gar nicht mehr mucksch, sie genießt auch die schöne Sonne. Ich habe sie außerdem eben schon sehr gelobt, denn wir haben die 5.000 Kilometer heute unterwegs überschritten.


Nachdem die Musik auf der anderen Moselseite alle ist, mache ich mich auch wieder auf den Weg. Ich fahre durch Traben - Trarbach durch und überquere den Fluss und folge dann der Bundesstrasse. Hinter Briedel mache ich kurz Halt für ein Foto.


In Briedel bin ich auch schon mal gewesen, aber das ist so lange her, daß ich nur wenig bekanntes entdecken kann. Ich fahre also weiter und gelange nach Zell. Der Ort ist gestopft voll mit Touristen und ich quäle mich mit Gesa durch die Hauptstrasse. Hier war ich mal in einem Haus gewesen, in dem es eine alte Synagoge gegeben hatte. Ich erinnere mich daran, daß man uns eine Zimmerdecke zeigte, blau, mit goldenen Sternchen. Das hatte man seinerzeit auch erst wiederentdeckt und war nun dabei es zu restaurieren.
Am Ortsausgang von Zell halte ich noch einmal für ein paar Bilder.



In den Orten auf der rechten Moselseite kann man immer wieder Reste der ehemaligen Moselbahn finden. Auch zwischen den Ortschaften sieht man mitunter recht deutlich wo die Bahn entlanggelaufen ist. Zum Teil befinden sich dort heute Radwege. Hinter Zell begleitet mich auch ein solcher bis nach Bullay. Dort wechsele ich einmal mehr die Flußseite, diesmal aber auf einer besonderen Brücke. Oben fährt die Eisenbahn zwischen Trier und Koblenz und unten die Autos und ich.

                    Einen Zug habe ich zwar nicht gesehen, aber die Brücke ist noch voll in Betrieb.

An meinem Fotostandort rotten sich große Fruchtfliegenschwärme in der warmen Luft zusammen und so mache ich nur rasch ein Bild und verschwinde schleunigst wieder.
Bei dem schönen Wetter sind auch viele andere Motorradfahrer unterwegs, zumeist in Gruppen kommen sie mir entgegen, oder sie stehen, ebenfalls in Gruppen, vor Wirtshäusern und trinken etwas und unterhalten sich. Auf der Strasse bin ich aber ansonsten über weite Strecken alleine und genieße die Fahrt.



                  Hinter Ernst beginnt dann die Lage dementsprechend zu werden. Es zieht sich zu.

In Cochem gibt es sogar ein paar Tropfen. Ein 190 SL Fahrer bringt sich und sein rotes Cabriolet rasch noch in seiner Garage in Sicherheit.
Hinter Cochem dann ist die Strasse richtig nass, hier hat es also mehr als nur drei Tropfen geregnet. In einem der nächsten Dörfer steht Feuerwehr neben der Strasse. Die machen aber einen eher gelangweilten Eindruck. Als im darauffolgenden Ort auch wieder Feuerwehr zu sehen ist, wundere ich mich dann allerdings doch. Am Ortsausgang von Löf ist schließlich die Strasse gesperrt. Wegen Überschwemmung. Wir werden über die Brücke umgeleitet auf die andere Seite. Nach ein paar Kilometern sieht man auch auf der anderen Seite Feuerwehr bei der Arbeit. Dort wird Wasser in die Mosel gepumpt. Bei Kobern - Gondorf kann ich dann wieder auf die linke Flußseite wechseln. Hinter dem Ortsausgang sehe ich einen Motorsegler kreisen. Dort oben muss der Flugplatz Winningen sein. Schon kommt auch die Autobahnbrücke in Sicht.


Etwas mulmig ist mir schon, als ich darunter durch fahre. Das Gefühl weicht nicht sehr von dem ab, das ich habe, wenn ich oben drüber fahre. Die Brücke ist schon recht hoch.
In Winningen rächt sich einmal wieder daß ich die Reise nicht vollkommen durchgeplant habe. Ich habe mich mal wieder auf meine Erinnerung verlassen und bin verlassen. Das Geburtshaus von August Horch finde ich nicht wieder. Dabei ist der Ort gar nicht so groß...
Das Suchen hilft nichts, ich fahre weiter. Gegenüber erscheint ein Schriftzug "Lay". Sofort fange ich an zu singen: Lei lei lei lei leileilei...- Das "Café Oriental" geht mir nicht mehr aus dem Ohr.
Wie ich dann nach einer Handvoll Kilometer an Koblenz - Güls herankomme, da ziehen Regenwolken auf. Ich fahre ab und suche mir einen Platz, an dem ich die Regenkombi anziehen kann. Ich bin danach auch noch nicht weit gefahren, ich bin gerade erst nach Güls rein, da pladdert es auch schon los. Im Regen fahre ich  also nach Koblenz hinein, einige Zeit hinter einem Bus hinterher und es wird immer dusterer. Hat das nicht eben gedonnert? Doch! Da blitzt es schon wieder. Ich beschließe also auf dem kürzesten Wege in meine Unterkunft zu gelangen. Auf der B9 sehe ich dann wie meine Lage wirklich ist. Rechts und links sind zwei Gewitter, auf jeder Rheinseite eines! Ich hoffe, daß es mir gelingt auf der B9 in der Mitte zwischen den beiden durch zu kommen. Immer mal wieder sende ich einen angstvollen Blick zum Himmel. Aber groß umschauen kann ich mich bei dem Wetter nicht. Dazu ist auch der sonstige Verkehr zu dicht. Ich komme unter der A48 durch und fahre bald am ehemaligen Atomkraftwerk Mühlheim - Kärlich vorbei. In Weißenturm biege ich dann ab, in Richtung der Rheinbrücke nach Neuwied. Wie ich nach Neuwied reinkomme, ist es auf einmal trocken. Also von oben. Die Strassen glänzen nass und es ist niemand unterwegs. Wie in einer Geisterstadt. Noch dazu die seltsame Lichtstimmung - gruselig.
Doch allzulange kann ich mich nicht über die Regenpause freuen, denn in dem Moment, da ich Neuwied verlasse, bricht der Weltuntergang los. Die Strasse verwandelt sich in einen Fluß und es schüttet wie aus Badewannen! Von Irlich und Feldkirchen bekomme ich rein gar nichts mit. Wasser überall! Ich habe Mühe Leutsdorf zu identifizieren. Aber das muss es sein. Ich bin selbst erstaunt, daß ich dann ohne weiteres die Abfahrt finde. Die Strasse führt unter der Bundesstrasse und der Bahn hindurch, durch eine niedrige Unterführung. Hier hat ein Radfahrer Schutz gesucht und wartet nun durchnässt, daß er weiterkann. Die Temperatur ist derweil mächtig in den Keller gesackt. War es den ganzen Tag um die 27 Grad gewesen, jetzt sind es gerade noch 15. Ich folge der schmalen Strasse bis zum Rhein hinunter. Mittlerweile hat der Wolkenbruch sich in normalen Starkregen verwandelt und es wird etwas erträglicher. Von der anderen Rheinseite kommt immer noch Donnergrollen. Ich finde auf Anhieb meine Unterkunft und die beiden Wirtsleute stehen zufälligerweise auch gerade in der Tür zum Keller und schauen was sich draußen so abspielt. Ich stelle Gesa erst einmal ab und der Mann zeigt mir mein Zimmer. Das Zimmer ist unterm Dach und gemütlich klein. Gesa darf ich im Hof unter einem Dach unterstellen. Dafür mache ich mir das kleine Tor ganz auf und fahre mit ihr dann vorsichtig in den winzigen Hof. Mit einem gut gemessenen Schwung rangiere ich sie schließlich an die Stelle, die man mir gezeigt hatte und stelle sie ab. Das Absteigen ist nicht ganz einfach. Ich schließe das Tor wieder und beginne das Gepäck abzuschnallen. Da es immer noch regnet, habe ich den Helm auf gelassen, nur den vorderen Teil habe ich hochgeklappt, und hänge mir nun die Gepäckrolle über die Schulter und nehme den Tankrucksack in die Hand und stapfe die Treppe rauf.
Zuerst sehe ich nur Beine auf dem Treppenabsatz stehen, in dünnen Strümpfen und darüber ein kurzes Röckchen. Weiter nach oben kann ich wegen des Helmes nicht schauen. Dann sehe ich noch ein paar Beine, auch mit Röckchen und dann ein paar Beine in Anzughosen. Wie ich am Treppenabsatz ankomme, sehe ich in das Gesicht eines jungen Mannes, es sind rausgeputzte Teenager, die zu irgendeiner Feiergesellschaft gehören. Der junge Mann schaut mich höchst verdutzt an und als ich die Treppe weiter emporsteige, kann ich kurz das Gesicht einer der jungen Frauen sehen. Sie starrt mir völlig ungläubig hinterher. Die muss denken, ich bin eben aus dem Rhein gestiegen. Ein Nöck oder sowas. Ich triefe und schnaufe. Ich muss mir das Lachen verkneifen und beschließe für die nächste Tour Seetang aus Kunststoff zu kaufen, mit dem kann ich mich dann behängen um das Bild zu vervollständigen.
Der Kontrast zwischen mir und den jungen Leuten könnte im Augenblick nicht größer sein.
Oben angekommen werfe ich nur die Tasche hin und sehe zu, daß ich aus der Regenkombi herauskomme. Und aus den Motorradsachen.

                                                  Nach der Schlacht...

Ich lege erst einmal alles trocken, ziehe die Sohlen aus den Stiefeln und mir was vernünftiges an. Die Gepäckrolle hat kein Wasser reingelassen, aber aus dem Tankrucksack muss ich alles rausräumen. Ich hatte, um die Sachen zu schützen, einen Müllbeutel als Innenverkleidung genommen und der hat sich bewährt. Die Sachen sind nicht nass geworden, aber das Gewebe ist durchnäßt. Die Karte ist aber nur feucht.


Als ich alles soweit versorgt habe, mache ich mich auf die Suche nach etwas zu Essen. Draußen hat es aufgehört zu regnen und es herrscht wieder Friede unter den Planeten.


                                         Blick nach Andernach hinüber

Ich unterhalte mich noch kurz mit dem Wirtsehepaar und sie geben mir den Tip, ich solle ein paar Schritte laufen und in den "Leyschen Hof" gehen. Dort bekäme ich sicher etwas zu Essen. Wie ich in den Gastraum trete, ist es dort nicht allzu voll, an zwei anderen Tischen sitzen Leute und ich kann mir einen netten Tisch aussuchen. Alles ist freundlich hell gestrichen und es macht einen recht traditionellen Eindruck. Hier ist alles wie früher, nur in hell. Neben dem Tresen steht ein alter Fernseher mit Radio und aus diesem Radio dringen die unvorstellbarsten Schlager an mein Ohr. Ich bestelle einen Winzerspießbraten um 12,80€ und mein Warten wird begeleitet von "La Paloma" und dem "Graf von Luxemburg". Ich erschrecke ein wenig vor mir selbst, ich könnte fast alles mitsingen. Das Essen ist toll, der Salat dazu ebenfalls wie früher, nur reichlicher und der Spießbraten ein Gedicht. Nach dem Essen begeleitet mich Elvis, der Lieblingssänger der Chefin, dabei wie ich meine Erlebnisse von heute niederschreibe und irgendwann, als es sich schon ziemlich geleert hat, bezahle ich und gehe beschwingt zu meiner Unterkunft zurück und liege kurz darauf auch schon im Bett und lasse den Schlafbaas mit mir abschwimmen.


Was für ein Tag! Zuerst hat er so schön begonnen - und dann ein Unwetter wie aus einem amerikanischen Film. Wo man immer denkt, jetzt steht draußen die Feuerwehr mit dem Schlauch und lässt es regnen. Die Feuerwehr hatte hier aber ganz anderes zu tun. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, in Waldgrehweiler, bei Obermoschel, wo ich noch vor zwei Tagen durchgefahren bin, hat sich eine Schlammlawine durchs Dorf gewälzt und es hat dort zum Teil bis zu zwei Metern unter Wasser gestanden.

Meine Ausrüstung hat diesem Wetter einigermaßen Stand gehalten, auch Gesa ist damit gut zurecht gekommen.
Ich bin heute 257 Kilometer gefahren, die Moselschleifen haben den Weg um einiges verlängert. Ich bin mit der Distanz aber gut zurecht gekommen und nur der Regen am Schluß hätte nicht sein müssen.
Für mein Hotel in Mannebach habe ich heute morgen 55,00 € bezahlt. Der Preis geht voll in Ordnung, man bekommt auf jeden Fall etwas geboten dafür. Das Zimmer alleine...! Mit dem Frühstück war ich auch zufrieden, auch wenn es etwas seltsam alles war.
Ich bin gespannt auf morgen. Wie wird es dann weitergehen?