Samstag, 28. Juni 2014

Frisch auf...! BMW F800GS vs F800GS Adventure

Nach dem Frühstück angele ich mir das Telefon ran und wähle die Nummer von Motorrad Tullius in Wiesbaden. Wir hatten neulich eine Probefahrt besprochen mit der F800GS und der Adventure Variante. Heute habe ich Zeit, das Wetter ist gut und ich habe endlich den Führerschein in der Tasche. Die Maschinen sind beide da und ich sehe also zu, daß ich aus dem Haus komme, denn um eins haben die Mittagspause.

Die beiden Maschinen sind vor den Laden gerollt worden und stehen am Bordstein. Drinnen habe ich noch die Unterlagen für die Probefahrt ausgefüllt und beide Schlüssel entgegengenommen. Ich bekomme kurz erklärt was besonders ist an den Maschinen und was ich mal ausprobieren soll und dann geht es los. Ich wähle zuerst die normale Variante der F800GS.



Sie ist mit der Komfortsitzbank ausgestattet und hat so eine Sitzhöhe von 895 mm. Das sind noch mal 15 mm mehr als mit der Standardsitzbank. Ich komme mit der Maschine sofort sehr gut zurecht, schließlich kenne ich aus der Fahrschule die F650GS. Sie ist in weiten Teilen das gleiche Motorrad, nur daß sie tiefer liegt und etwas leichter ist. Und sie hat nur 71 statt 85 Ps. Dieses Mehr an Pferdestärken merke ich aber eigentlich gar nicht. Was mir auffällt, das ist ein etwas kernigerer Sound und ein etwas sturerer Geradeauslauf. Ich fahre über den Bahnübergang hinter dem Bahnhof Schierstein und dann in Richtung Rheingau. Erst einmal bleibe ich auf der kleineren Straße um die Maschine besser kennenzulernen, denn sie hat schon ein oder zwei Dinge anders, als ich es bislang kenne. Die Anordnung der Blinker ist nun so wie bei den Japanern auch und auch der Startknopf orientiert sich jetzt von seinem Design an dem was ansonsten in der Welt an Motorrädern so gebaut wird.
Von Walluf geht es nach Eltville und dort dann auf die B42 in Richtung Rüdesheim. In der Kurve der Auffahrt liegt die 800er wunderbar und ich beschleunige gut um auf die vierspurige Strasse zu kommen. Aus dem dritten Gang schiebt das Ding mächtig an. Ich zippe an Erbach vorbei und bin zutiefst zufrieden. Hinter Hattenheim setze ich den Blinker und fahre ab. Ich steuere durchs Dorf ein Stück zurück und manövriere durch enge Gassen. Das ist alles kein Problem. Dann über den Bahnübergang und auf nach Kiedrich. Die Strasse habe ich wegen des nicht mehr ganz optimalen Belages gewählt. Zwar sind hier nur sechzig erlaubt, aber das gibt mir Zeit die verbauten Dämpfungsmodi durchzuspielen. Einen großen Unterschied merke ich allerdings nicht. Die Dämpfung ist von Haus aus schon hervorragend. Vor der Haarnadelkurve schalte ich herunter in den zweiten und folge behutsam der Strasse.
Von Kiedrich möchte ich eigentlich in Richtung Hausen v. d. H. fahren. Das geht aber nicht. Baustelle. Mist. Also in die andere Richtung und wieder nach Eltville zurück. Von hier aus fahre ich dann auf der B42 in Richtung Wiesbaden. Dummerweise ist hier auch eine Baustelle, so daß ich erst auf den letzten Kilometern ein wenig mehr Gas geben kann. Hundert mit der 800er? Kein Problem. Ich drehe den Gasgriff weit zu mir, als die Geschwindigkeitsbegrenzung der Baustelle fällt, und die Maschine zieht mich mächtig durch die Welt. Irgendjemand hat diese Strecke aber nur auf hundert begrenzt und so lasse ich es bei hundertzwanzig gut sein.
In Frauenstein verlasse ich die nun zur Autobahn werdende Bundesstrasse und wende mich dem hügeligen Terrain zu. Es geht nach Georgenborn hinauf. Auch auf dem Stück treffe ich auf keine Schwierigkeiten. Ich sitze darauf wie eine Königin und gleite durch den Wald. Sehr edel und würdig. Die Sitzposition auf der 800er ist deutlich angenehmer als auf der 650er. Der Kniewinkel ist besser. Das mag an der etwas höheren Sitzbank liegen, aber auch an den etwas tiefer liegenden Fußrasten. Zwei - zweieinhalb Zentimeter machen schon sehr viel in diesem Bereich. Alles in allem fühle ich mich sehr sicher und habe das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
In Georgenborn wende ich und fahre zurück nach Schierstein, schließlich steht ja dort noch die F800GS Adventure und wartet auf mich.


Ich bin sehr gespannt. Denn von dem höheren Windschild verspreche ich mir eine Menge. Das Adventure Modell kommt mit einer etwas kompletteren Ausstattung, so gehören der Motorschutzbügel, die Gepäckhalter inklusive Gepäckbrücke, die Handprotektoren, Endurofußrasten und die hohe Scheibe zur Standardausrüstung. Zusammen mit dem größeren Tank, 24 zu 16 Litern, lässt sich das BMW mit rund tausend Euro mehr bezahlen. Dazu bekommt man dann auch noch eine etwas breitere Frontverkleidung im Bereich des Kühlers.
Zuerst einmal überrascht mich, daß der Motor leiser läuft. Dabei ist der nicht anders als der in der "normalen" 800er. Ein Paralleltwin mit 798 ccm. Auch die Abgase werden durch den gleichen Auspuff ins Freie befördert. Wie bei der 650er und der 700er auch. Als nächstes überrascht mich, daß sie auch leichter sich lenken lässt. Sie hat die selbe Geometrie und auch ein 21' Vorderrad. Daran kann es nicht liegen. Vermutlich jedoch an den Reifen. Auf der normalen 800er sind Scorpion Trail montiert und an der Adventure Anankee 3. Wenn man den Test zu den beiden Reifen liest, dann würde man es erst einmal anders herum glauben. Aber ich habe noch einmal nachgeschaut, die Reifen sind tatsächlich so verbaut.
Beim Stop am Bahnübergang in Schierstein fällt mir gleich auf, daß die breiteren Endurofußrasten im Weg sind. Ich kann die Beine nicht bequem daneben stellen, sondern muss mir einen Platz davor oder dahinter suchen.
Hinter Schierstein beschleunige ich auf sechzig und bin verwundert. Was sind das für Geräusche da neben mir. Ich schaue mich um, da ist nichts. Ich fahre in Frauenstein auf die B42 in Richtung Rüdesheim und gebe Gas. Neben mir brennt doch jemand ein Feuerwerk ab? Genau neben meinem Helm! Das müssen die "leichten Verwirbelungen" sein, von denen ich in einem Test gelesen hatte. Das knallt wie verrückt. Ich verstehe mein eigen Wort nicht mehr. Nein. Das halte ich nicht lange aus. Bei Erbach versuche ich dann, als die Baustelle vorbei ist, etwas an der Sitzposition zu ändern, aber tiefer hinter die Scheibe legen bringt nichts. Wenn ich mich recke und wie als wenn ich einen Besenstiel verschluckt hätte sitze, dann ist es auf einmal weg. Aber so kann ich nicht sitzen. In Hattenheim fahre ich ab und suche mir den Bahnübergang nach Kiedrich. An der geschlossenen Schranke macht die Maschine eine tolle Figur. Zwischen Fachwerk und Schranke wirkt man wie ein Weltreisender mit dieser matt sandfarben lackierten Enduro. Als der Zug vorbei ist und wir wieder fahren dürfen, habe ich einen Kandidaten vor mir, der in seinem Daihatsu mit vierzig Sachen seine Eier schaukelt. Wenn sechzig erlaubt ist, dann wollen wir das auch fahren. Als die Strecke einsehbar ist, vollstrecke ich. Das geht natürlich fabelhaft, aus dem Tempo war das auch kein Problem. Das Fahrwerk schluckt genau wie bei der "kleinen" alle Unebenheiten, fast schon ist es so, als würde man mit einem Auto fahren. Wenn nur das Geballer nicht wäre. Entnervt sehe ich zu, daß ich nach Schierstein zurück komme.
Nach der Stunde mit der Adventure ist mir klar, daß sie mir nicht taugt. Die Fußrasten sind etwas höher in sich und der Sattel eine Winzigkeit niedriger und so ergibt sich ein für mich wieder ungünstigerer Kniewinkel. Erstaunlich was so Kleinigkeiten für Auswirkungen haben. Dazu kommt, daß die Fußrasten für mich zu breit sind. Zusammen mit dem Windschild und der dahinter einzuhaltenden optimalen Sitzposition komme ich auf ein Bild von einem sehr lustig auschauenden Fahrer, den BMW für dieses Modell vor Augen gehabt haben mag. Der muss ein Sitzriese von mindestens 1,95 sein, mit auffallend kurzen Beinen. Eine Art Comicfigur. Nur daß der dann nicht mehr an den Boden kommt.
Als ich die Maschine zum Abschluss etwas schieben möchte, fällt mir auf, daß die knapp fünfzehn Kilo mehr, die die Adventure auf die Waage bringt, kein Pappenstiel sind. Mit der normalen fällt diese Übung wesentlich leichter. (214 zu 229 Kilo)
Von der normalen F800GS bin ich restlos begeistert. Schon vom probehalber drauf sitzen war ich ja sehr angetan. Aber jetzt, da ich sie gefahren bin - WOW! Was für ein tolles Ding! Damit kann ich mir vorstellen sonstwo hin zu fahren. Der Windschutz, den sie bietet, ist absolut genügend, schließlich möchte ich auch noch merken daß ich auf einem Motorrad sitze und dazu gehören die Elemente, die einen umgeben nun mal dazu.
Die Adventure ist ebenfalls eine Klasse Maschine, an der es eigentlich nichts auszusetzen gibt. Nur für mich und für meine "Geometrie" ist sie halt nichts.

Was ich also letztlich bestellt habe, ist demnach klar...

Das waren also meine ersten Fahrten alleine auf einem Motorrad und ich muss sagen ich bin hin und weg! Einfach toll!!


Update vom 17.06.2016

Heute war Gesa schon zur 30.000er Inspektion. Als Ersatzmaschine habe ich eine - F800GS Mj 16 gehabt. Was kann ich zu ihr sagen? Hm. Es ist genau die gleiche Maschine, wie Gesa auch. Wenn man mal von den silbernen Seitenwangen absieht, dann ist an ihr nichts anders. Sie klingt etwas leiser, das kann aber auch daran liegen, daß sie neu ist. Dieses Modelljahr 2016 wird das letzte Jahr dieser F800GS sein. Im kommenden Jahr ist Euro 4 Pflicht, da wird es also etwas neues geben. Die Gerüchteküche will, daß es ein wirklich großes Update werden wird, und die Maschine sich stark verbessern soll. Es soll dann unter anderem ein E- Gas geben. Aber dafür braucht man eigentlich keine Kristallkugel. Wir sind gespannt.


Eine Ausstattungsvariante: Gesa hat auf den Handguards auch noch Windabweiser

 

Freitag, 27. Juni 2014

Aufregung im Hause Moto - Minya Teil 2

Oh du liebe Güte, lass das bloß heute gut gehen...! Ein Stoßgebet geht an den Himmel. Heute ist praktische Prüfung. In der Magengegend ist etwas hartes, das sich anfühlt wie eine Eisenkugel. Habe ich eigentlich schon mal gesagt, das ich Prüfungen hasse? Ach ja...?
Um 15:30 soll ich dran sein. In den vergangenen zwei Tagen sind wir gefahren, am Dienstag hatte ich die drei Nachtfahrstunden, alle an einem Stück und gestern sind wir auch noch mal alles durchgegangen. Eigentlich kann nichts schief gehen. Eigentlich. Mein Angstgegner sind die Grundfahrübungen. Dienstag abend war es ganz katastrophal. Als wir runter zur Natorampe kommen, steht alles voll mit LKW. Das dürfen die eigentlich nicht, Schilder verbieten das, aber sie nächtigen trotzdem dort und scheren sich nicht groß um irgendwelche Blechtafeln auf Stöcken. Gerfried baut indes unbeirrt den Parcours auf und lässt mich in der Zwischenzeit Stop & Go üben. Einer der LKW hat die Fahrertüre offen und der Fahrer turnt da auch rum und raucht. Er denkt gar nicht daran, die Tür zu zu machen. Fietje aus Leer hat nun Fierobend und da gehört die offene Tür halt dazu. Gönn ich ihm ja, doof nur, daß ich direkt daneben meine Zirkusnummern machen soll. Also Abbremsen aus fünfzig, Slalom, mal mit dreißig, mal mit Schrittgeschwindigkeit, Ausweichen bei fünfzig und dann mit abbremsen auf dreißig. Ich fühle mich nicht sicher und nicht wohl und mir gelingen die Übungen darufhin auch nicht. Dazu kommt noch, daß in der Kehre feixende Flaschenkinder Jugendliche stehen, die sich über jedes Mal, das ich da vorbeikomme, tierisch freuen. Und am anderen Ende der Strecke eiern welche unbeholfen mit BMX Fahrrädern rum. Dann kommt noch eine weitere Fahrschule dazu und der Platz wird noch enger. Gerfried muss mich mehrmals auffordern und schickt mich immer wieder an den Start. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, kann ich mich soweit zusammenreißen und mich und meinen Sicherheitsimpuls überwinden, daß mir die Übungen gelingen. Mit dem Rest der Nachtfahrt komme ich indes wieder sehr gut zurecht, das Fahren klappt ganz wunderbar, wir fahren etwas über Land und später, als es dann richtig dunkel wird, durch die Stadt. Es geht am Rhein entlang, durch die Neustadt, nach Gonsenheim (ich hatte mir Strassenbahnschienen gewünscht), durch Finthen und dann über den Lerchenberg zurück. Dabei geht es auch ein Stück durch den Wald und ich sehe, daß das Licht am Motorad nur unwesentlich mehr ist, als das Licht am Fahrrad.
Mittwoch läuft es dann schon besser mit den Grundübungen, auch wenn ich durch das Erlebnis vom Vorabend immer noch etwas verunsichert bin. Insbesondere mit Hinblick auf das was heute kommt.


Um 15:00 komme ich in die Fahrschule. Die Motorräder sind da, aber keine Autos. Sie sind also unterwegs. Als ich ins Büro komme, sitzt da noch ein weiterer Motorradprüfling und wartet auf seine A2 Prüfung. 15:30 wird also nicht so ohne weiteres zu halten sein... Ich habe Aprikosen mitgebracht von Manuela und stelle sie zur allgemeinen Verfügung auf den Tisch. Nun beginnt das Warten. Ich bin schon in Motorradklamotten zur Fahrschule gekommen und habe meine "normalen" Sachen für später im Auto. Ich muss also vorher nichts mehr machen. Um zwanzig vor vier kommen dann Gefried und der Prüfer rein. Nun geht es erst mal für den anderen Kandidaten los. Ich wünsche ihm viel Glück.
Claudias Mutter hat heute Dienst im Büro und sie bietet mir einen Kaffee an und ein Stückchen Kuchen, was ich beides gerne annehme. Der Kaffee tut sehr gut und das Essen verkürzt die Warterei. Schließlich ist es bald halb fünf und es geht endlich los. Hoffentlich fragt der Prüfer mich nicht nach meinem Namen...
Bei der Abfahrtkontrolle stehe ich da wie die Kuh vorm neuen Tor und versuche das Licht am Motorrad an zu bekommen. Sonnabend habe ich, als das Thema der Theorie war, praktisch den Unterricht gehalten, ich weiß also genau wie es geht. Irgendwann kommt mir der rettende Gedanke, mach doch einfach den Motor an, dann muss es leuchten. Und siehe da...
Danach geht es dann und ich rede keinen großen Blödsinn mehr zusammen, der Prüfer hilft mir sogar, indem er zum Prüfen des Bremslichtes auf das Fußbremspedal tritt. Er scheint zufrieden und wir können losfahren. Ich setze den Helm auf, ziehe die Handschuhe an und schwinge mich auf die Maschine. Als der Motor läuft wird mein Puls etwas ruhiger. Ich denke beim vom - Hof  - fahren an das was Gerfried mir gesagt hatte und es geht hinunter zur Hauptstrasse. Dort wartet an der Ampel noch eine andere Fahrschule mit Motorradfahrer. Ich stelle mich hinten an. Wie sich herausstellt, sind sie auch auf dem Weg zur Natorampe, das ist so eine Art Pilgerstätte für Fahrschulen, denn dort ist man vom normalen Verkehr weitgehend unbehelligt. (so ziemlich... siehe oben) Durch die vor mir fahrende Fahrschule werden von mir keine großen Kunststücke auf dem Weg dort hin erwartet, dazu kommt, daß vor der Autobahn eine Baustelle eingerichtet ist, mit Fahrbahnverengung und somit ich auch nicht überholen kann.
An der Natorampe halte ich also an, wie mir vorher geheißen wurde und warte auf die weiteren Komandos. Gerfried baut den Parcours auf und ich soll derweil Stop & Go machen, dabei ist es wichtig, daß man jeweils zwei mal mit dem rechten Fuß zuerst den Boden erreicht, und zwei Mal mit dem Linken zuerst. Das soll zeigen, daß man die nötige Koordination besitzt. Das klappt, daraufhin die Gefahrenbremsung aus fünfzig Km/h. Das verläuft auch zur Zufriedenheit, dann der Slalom - auch der geht ganz gut und auch mit Schrittgeschwindigkeit räume ich nichts ab. Jetzt das Ausweichen. Ich nehme mich noch mal ganz zusammen und es klappt. Beide Male. Der Prüfer schaut zufrieden und meint, wir wollten jetzt noch ein wenig fahren. Also geht es los, auf die B9, Richtung Oppenheim, dann in Bodenheim ab, durchs Industriegebiet (Gruß an meine Optikerin), unter der Bahn durch (heute steht da kein anderes Auto), dann links, dann rechts und durch Bodenheim durch. An einer Fußgängerampel, die in einer kleinen Steigung liegt, muss ich anhalten. Das wieder anfahren klappt und dann geht es weiter nach Gau Bischofsheim. Jetzt fällt der Stress von mir ab. Ich fahre gelöst über die Hügel und durch die Kurven und dann auch ganz locker durch Gau Bischofsheim. Dann geht es auf die Rheinhessenstrasse zurück nach Mainz. Uns entgegen kommen hunderte von Autos. Kommen ist zu viel gesagt, sie stehen uns entgegen. Die wollen alle um sechse zu Hause sein, wenn das Deutschlandspiel ist. Das wird aber nichts mehr werden... Wir biegen ab und fahren zum TÜV. Auch auf dem Weg dorthin stehen noch die Autos. Als man mich auf dem TÜV Gelände anhalten lässt, ist die Spannung groß. Ich klappe den Helm hoch und ziehe die Handschuhe aus.- Der Prüfer kommt auf mich zu, reicht mir fröhlich die Hand und sagt: Ich kann Ihnen gratulieren!
ICH HABE ES GESCHAFFT!!!!









Montag, 16. Juni 2014

Aufregung im Hause Moto - Minya

Es ist Montag Morgen in aller Herrgottsfrühe und ich hasse so etwas. Ich stehe im Bad vorm Spiegel und versuche mit flottem Schwung einen Lidstrich hin zu bekommen. Aber mit flott ist nicht viel und der Strich erinnert eher an ein Seismographenblatt aus Tokyo. 
Der Kalender zeigt den 16.06.2014 und heute ist Theorie Prüfung. Um 07.45 Uhr habe ich mich beim TÜV in Hechtsheim einzufinden. Angedenk der Uhrzeit und des Wochentages fahre ich unheimlich früh los. Zu früh, wie sich herausstellt. Ich kann dann schließlich noch eine gute halbe Stunde warten, bis sich etwas tut. Ich nutze die Zeit mit dem iPad und der Fahrschul - App und warte auf die anderen, die langsam auch eintröpfeln.
Bei den Übungen habe ich fast keine Fehler gemacht, und wenn, dann bin ich bei ganz blöden Sachen hängengeblieben. Alles in allem sind es in erster Linie Flüchtigkeitsfehler gewesen. Als ich bei Claudia in der Fahrschule dann zwei - drei Bögen probehalber ausgefüllt habe, habe ich nur einen einzigen Fehler gemacht und der geht auch auf das Konto Flüchtigkeit. Man muss die Formulierungen mehrmals lesen, denn sie sind zum Teil so blöde verfasst, daß man da etwas überlesen kann, oder dann Sachen, die man als ganz normal und selbstverständlich ansieht, nicht ankreuzt.

Man sieht auf dem Bild einen stehenden LKW an einer Kreuzung und soll ankreuzen "Der LKW wird anhalten".
                                                             Gut, machen wir...

Eigentlich brauche ich keine Angst zu haben, ich fahre seit ewigen Zeiten Auto und ich habe auch keine Punkte in Flensburg, aber ich hasse Prüfungen. Mit Prüfungen kann ich nicht.
Um kurz vor acht wird also das Gebäude aufgeschlossen und wir werden in den ersten Stock gebeten. Das Händi habe ich vorsorglich im Auto gelassen, schon damit es nicht irgendwann anfängt zu klingeln. Denn dann ist es mit der Konzentration Essig und das gilt es zu verhindern. Mit in den Prüfungsraum kann ich es ohnehin nicht nehmen, also was soll ich damit. Wir geben unseren Personalausweis ab und unterschreiben etwas und warten. In der Zwischenzeit fährt der Prüfer die Rechner hoch und kontrolliert sie. Claudia ist auch da und versucht uns bei Laune zu halten. Dann endlich ist es so weit. Ich werde aufgerufen, komme in den Raum und mir wird ein Platz zugewiesen. Auf dem Rechnerbildschirm steht mein Name und eine kurze Anleitung. Die verliest, als wir alle sitzen, der Prüfer noch mal und dann geht es los. Ich habe PUDDING im Kopf. Es gelingt mir, mich zusammenzureißen und ich fülle meinen Bogen aus. Es sind Fragen, die ich kenne (klar, ich habe in der App alle durchgemacht und auch alle schon mal richtig beantwortet...), nur bei einer komme ich ins Stocken. Kann ich mein Motorrad auch an eine Hausmauer oder einen Laternenpfahl lehnen? Huch... Öhm, wenn der Ständer kaputt ist? Why not? Soll ich mit dem Motorradl an der Hand die Nacht über draussen stehen, bis die Werkstatt aufsperrt? Ich mache mein Kreuz.
Klar. Ich habe zu lange überlegt. Natürlich darf ich das Motorrad nicht irgendwo anlehnen. (was im Falle des Defektes ist, hat man bis heute nicht geklärt. Vielleicht fahren echte Motorradfahrer dann so lange weiter bis der Tank leer ist, oder die Werkstatt aufmacht.) Das ist aber mein einziger Fehler. Ich bin als erste fertig, habe bestanden und darf gehen.  - Uff!-
Claudia freut sich mindestens so sehr wie ich und wir fallen uns vor der Tür um den Hals.
Jetzt fahre ich erst mal nach Hause und frühstücke vernünftig...


Sonntag, 1. Juni 2014

Das Abenteuer beginnt... Teil 2

Theorie habe ich nun schon ein paar Mal besucht, ( ich brauche insgesamt zehn Stunden, vier mit dem Stoff für Motorrad, also Klasse A und sechs mit dem Stoff von Klasse B. Da ich schon lange einen "normalen" Führerschein habe, brauche ich nur so wenige Stunden als Pflicht zu besuchen ) als ich endlich praktische Fahrstunden buche. Claudia gibt mir einen Zettel mit meinen ersten drei Terminen. Am Dienstag, dem 27.05. um 14:00 Uhr wird es also ernst werden.
Es ist kühl an dem Tag und trübe, als ich viel zu früh in die Fahrschule komme. Ich ziehe mich um und warte daß Gerfried, mein Fahrlehrer, kommt. Ich versuche meine Aufregung zu überspielen und lese noch etwas in den Magazinen, die auf dem Tisch liegen. Endlich kommt Gerfried, er war noch mit einem anderen Fahrschüler unterwegs gewesen und wir gehen hinaus zu den Maschinen. Für die erste Stunde nehmen wir allerdings noch nicht die "große", sondern die für den A2 Führerschein. Es ist eine Honda CB 500 X. Sie steht, klein und weiß, vor dem Schuppen und Gerfried erklärt mir erst mal die wichtigsten Dinge, die zu beachten sind. Dann geht es zur ersten praktischen Übung. Er fährt die Maschine an einen Bordstein und macht mir vor, was ich gleich nachmachen soll. Ich soll anfahren und dann, wenn die Maschine den Widerstand des Bordsteines überwunden hat und aufklettert, rasch umgreifen und sie mit der Vorderradbremse festhalten. Also schön... Daß das nicht auf Anhieb klappt, ist klar, aber es klappt nach ein paar Mal üben schon ganz gut und er meint, wir sollten nun runter zur "Natorampe" fahren. (Das ist ein gepflasterter Platz am Rhein, an dem im Ernstfall, wenn die Brücken nicht benutzbar sein sollten, eine Fähre oder eine Pontonverbindung gedacht ist. Das gleiche gibt es auf der gegenüberliegenden Rheinseite auch und es ist vermutlich ein Relikt aus den Tagen des kalten Krieges.) Ich schlucke. Wie soll ich denn da hinunterkommen? Die Lösung ist natürlich kindereinfach, ich soll mich hinten drauf setzen und er fährt die Maschine runter. - Puh! -
Auf der Fahrt versuche ich mir zu merken was nur geht, wie schaltet er, wie gibt er Gas, wie biegt er ab und so weiter, aber es geht alles so fix, daß ich nur große Augen mache. Zwischendrin schaue ich immer wieder auf den Tacho - oh, wir fahren fast hundert - und dann sind wir auch schon da. Ich soll nun also üben langsam anzufahren und dann wieder anzuhalten. Danach dann kann ich schon ein paar Meter alleine fahren und soll nun schalten und sowas alles. Wie ich das hinbekomme ist mir schleierhaft, aber es funktioniert. Die Doppelstunde ist viel zu schnell vorbei und wir fahren wieder hoch zur Fahrschule. Ich bin vollkommen naß geschwitzt und fahre fix und fertig nach Hause.
Am Freitag steht dann schon die zweite Stunde auf dem Plan. Ich erscheine wieder einiges zu früh und ziehe mich um. Als wir dann los zur Maschine laufen fragt mich Gerfried, ob ich heute schon alleine runter zur Natorampe fahre. - Bitte??- Ich schaue verblüfft (und bins auch) - wenn Du meinst? "Das schaffst Du!" meint er und ich bewundere sein Zutrauen. Also machen wir uns fertig und ich schwinge mich locker auf die Maschine. Anlassen - wo war das noch... Wir rollen vom Hof und langsam runter an die Hauptstrasse. Das habe ich schon mal geschafft. Wir biegen ab und beschleunigen. Oh mein Gott! Ich fahre fünfzig!! Was wird denn, wenn wir auf die B9 kommen? schießt es mir durch den Kopf. - da gibt es noch eine Abfahrt eher, da muss man durch Laubenheim fahren - kommt es mir in den Sinn. Ich bin beruhigt. Und tatsächlich, wir biegen dort ab und es geht in einer langen Kurve hinunter unter der Autobahn durch. Du lieeebe Güte!! Was ist diese Kurve eng! Mir wird ganz anders. (als wir ein paar Tage später wieder dort lang fahren, suche ich wo diese wahnsinnig enge, wahnsinnig abschüssige Kurve war und kann sie nicht finden. Die Enge hatte ich mir nur eingebildet...) Ich bin heils froh als wir durch Laubenheim gefahren sind und endlich an der Rampe sind. Ich atme auf. Heute baut Gerfried einen Parcours aus kleinen  Hütchen auf, ich soll üben Slalom zu fahren und zu bremsen und und und.
Der Rückweg zur Fahrschule später klappt schon viel besser und schaffe es auch besser mich zur Ruhe zu bringen. Ich versuche durch Beobachten herauszufinden wann Gerfried schaltet und wann er herunterschaltet. Aber ich kann es nicht erkennen. Sollte das so schnell gehen? Ich kann es gar nicht glauben. Später dämmert mir, er hat eine von den Hondas mit dem Doppelkupplungsgetriebe und schaltet gar nicht. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Da kann ich ja auch nichts sehen.

Am Tag drauf, dem Sonnabend ist es dann soweit, heute soll ich die "große" Maschine nehmen. Das ist die BMW F 650 GS, mit dem Zweizylindermotor und 71 Ps. Was ein Sound! Ich bin schwer beeindruckt. Ich komme mit der Maschine auf Anhieb prima zurecht und wir fahren runter. Diesmal fährt er mit dem Auto vorweg und dirigiert mich über das Funkgerät. Das Fahren der Grundfahrübungen ist mit dieser schwereren Maschine schon etwas anderes, aber es läuft ganz gut. In der zweiten Hälfte der Doppelstunde fahren wir dann über Land. Ich soll auch mal etwas Geschwindigkeit drauf bekommen und so fahren wir auf die B9 in Richtung Oppenheim. Die Strasse ist vierspurig ausgebaut und auf hundert begrenzt. Er sagt über Funk, ich solle nur so schnell fahren wie ich es mir zutraute, er würde seine Geschwindigkeit daran anpassen. Nach der Auffahrt gebe ich mutig Gas. Siebzig, achtzig, neunzig - viel weiter traue ich mich doch noch nicht. Meine Güte! Ich sitze auf einem einspurigen Fahrzeug, steuere es sogar, das mit neunzig Sachen dahinsaust! Mit dem Fahrrad bin ich bislang höchstens mal dreißig gefahren. Irr! Ich drehe das Gas weiter auf. Hundert!! Ich habe das Gefühl, der Fahrtwind pustet mich fast von der Maschine! Wir fahren in Bodenheim ab und über Funk bekomme ich Hinweise worauf ich achten muss und er gibt mir Tips, wie ich am besten fahren soll. Dann durch das Industriegebiet von Bodenheim und schließlich unter der Bahn durch. Ich kenne die Strecke, wir sind schon an meiner Optikerin vorbeigekommen. Ich weiß, daß es ziemlich eng ist in der Bahnunterführung und daß es am Ende ziemlich steil ist. Shocking!! Da stehen Autos am Ende der Steigung und warten darauf auf die Hauptstrasse zu kommen. Ich muss in der Steigung stehenbleiben. Was nun? Gerfried fährt los und biegt rechts ab. Habedehre! Nun steh ich da und hinter mir ein riesen BMW SUV. Also Fuß auf die Fußbremse. Gas geben, Kupplung kommen lassen - - aus - . Bremsen. Durchatmen-. Mir kommt das wie eine Ewigkeit vor. Maschine wieder an und noch mal. Ich beuge mich tief über den Lenker. Ich bin wild entschlossen da hoch zu kommen und ich bin genauso wild entschlossen nicht in Galeriestellung da aus der Unterführung auf die Hauptstrasse geschossen zu kommen. Es klappt!! Ich muss oben aufpassen, da ist ein Fahrradweg und dann die Strasse. Also anhalten, blinken nicht vergessen, da drüben steht das Fahrschulauto, umschauen und los. Ich schwitze. Und vor dem Kreisverkehr, der da gleich kommt, schalte ich mir erst mal sonstwas zusammen. Aber ich habe es geschafft alleine aus dieser Unterführung herauszukommen. In Laubenheim biegen wir ab in Richtung Hechtsheim, es geht über die Laubenheimer Höhe. WOW! Das ist es! SO habe ich mir das vorgestellt!! Ich fühle mich wie die Motorradqueen persönlich! Sagenhaft! Es ist zwar nur ein siebziger dort, aber es scheint die Sonne, es geht kommod über Land - ich bin tief zufrieden.



Vom Bass spielen habe ich einen "Gripmaster", also einen Expander. Der bewährt sich jetzt auch prima fürs Motorradfahren. Damit kann ich an der "Kupplungshand" üben, damit es dann beim Fahren leichter geht mit dem Kupplung ziehen.